Hintergrund

Da die Aufnahme von metallischem Bei über die Nahrung erfolgt, ist das Ziel dieses Teilprojekts, die Problematik der Bleivergiftungen bei Seeadlern auf der Ebene ihrer Nahrungsökologie zu erforschen.

Bisher ist bekannt, dass Seeadler Fische, Vögel und Säugetiere erbeuten und sich von Aas ernähren. Das Nahrungsspektrum variiert mit der Jahreszeit. Die Bedeutung von Aas im saisonalen Nahrungsspektrum ist jedoch bisher unklar.

Adultes Seeadlerweibchen am Aas
Abb. 1.1: Adultes Seeadlerweibchen am Aas im Untersuchungsgebiet

Gerade im Winter, während der Hauptjagdsaison, wenn die Verfügbarkeit von Fischen vermutlich herabgesetzt und die Verfügbarkeit von Kadavern erlegter Wildtiere wahrscheinlich erhöht ist, könnte Aas einen sehr hohen Stellenwert in der Nahrung des Seeadlers einnehmen. Mit dieser Vermutung im Einklang steht, dass Bleivergiftungen überwiegend im Winter auftreten.

Detaillierte Daten über das saisonale Nahrungsspektrum des Seeadlers im Zusammenhang mit der aktuellen Nahrungsverfügbarkeit im Untersuchungsgebiet können somit maßgeblich dazu beitragen, die Ursachen von Bleivergiftungen bei Seeadlern zu verstehen.

Unverständlich ist bisher, warum es sich bei den Geschossresten, die in den untersuchten Seeadlermägen gefunden wurden, fast ausschließlich um sehr kleine Bleipartikel handelte, die nicht das Spektrum an vorkommenden Geschossresten repräsentieren.

Möglicherweise ist dies auf ein selektives Fressverhalten zurückzuführen und Seeadler meiden größere Metallpartikel (wie z.B. Tombakteile aus Kupfer oder Zink) bei der Nahrungsaufnahme. Eine genaue Kenntnis über die Größe gemiedener Metallpartikel kann Implikationen für das Design zukünftiger Jagdgeschosse haben.

Im Gegensatz zu den gewöhnlich verwendeten bleihaltigen Teilmantelgeschossen mit einer hohen Splitterwirkung, behalten expandierende Deformationsgeschosse ihr Restgewicht zu 95% und würden deshalb wahrscheinlich von Seeadlern bei der Aasaufnahme gemieden. Eine Untersuchung des Fressverhaltens der Seeadler kann somit einen Lösungsansatz für die Bleiproblematik liefern.