Ergebnisse


Die festgestellten Todesursachen von 390 Seeadlern konnten in 17 Kategorien unterteilt werden, wobei sechs auf die „natürlichen“ und 11 Kategorien auf die „anthropogen bedingten“ Todesursachen entfallen.

 

Natürliche Todesursachen

Box-Plot Darstellung der Konzentrationen (µg/g) von Blei (Pb), Cadmium (Cd) und Kupfer (Cu) in Organproben von 92 Seeadlern.

Unter den natürlichen Todesursachen sind es insbesondere Revierkämpfe, die den Hauptteil dieser Kategorie ausmachen. Tödliche Revierkämpfe wurden sowohl bei männlichen wie auch weiblichen Seeadlern festgestellt. Besonders häufig wurden diese letalen Kämpfe im Frühjahr nachgewiesen.
Die zweithäufigste natürliche Todesursache wird durch Infektionen mit Bakterien, Pilzen und Endoparasiten hervorgerufen.
Bei den Missbildungen handelte es sich in sieben Fällen um eine generalisierte Entwicklungsstörung des Großgefieders, gelegentlich unter Einbeziehung des Kleingefieders. Die Missbildung des Großgefieders, auch als „Pinching off“-Syndrom bekannt, führt zur Flugunfähigkeit der Vögel und in der Natur zwangsläufig zum Tod der betroffenen Adler. Die Ätiologie dieser generalisierten Entwicklungsstörung der Schwung- und Stoßfedern ist noch immer unklar. Jungvögel, die davon betroffen sind, sind zeitlebens flugunfähig. Häufig werden sie länger als gesunde gleichaltrige Artgenossen zunächst im Horst und später am Boden von den Eltern weitergefüttert. In einem Fall der Kategorie Missbildung wurde eine verkrümmte Halswirbelsäule mit deformierten und überzähligen Wirbeln identifiziert. Zwei Seeadlernestlinge wurden im Alter von knapp zwei Wochen von Nebelkrähen (Corvus corone cornix) als Folge massiver Störungen durch den Menschen (Vertreibung des weiblichen Altvogels) getötet. An den toten Seeadlerküken wurden multiple Frakturen am Schädel und Kiefer festgestellt. Bei zwei Seeadlern konnte eine Nierengicht als Stoffwechselerkrankung festgestellt werden. Ein adulter Seeadler wurde im Eis eingefroren gefunden und war wahrscheinlich nach einem Revierkampf ertränkt worden.

 

Anthropogen bedingte Todesursachen

Box-Plot Darstellung der Konzentrationen (µg/g) von Blei (Pb), Cadmium (Cd) und Kupfer (Cu) in Organproben von 92 Seeadlern.

Die 11 Kategorien der „anthropogen bedingten“ Todesursachen sind sehr unterschiedlich gewichtet. In jeweils drei Fällen starben Seeadler an einer Quecksilbervergiftung mit letalen Nierenwerten, wurden erschossen oder Opfer des Straßenverkehrs. Bei 13 Seeadlern wurde aufgrund der Röntgenuntersuchungen als Nebenbefund auch ein Beschuss mit Schotmunition festgestellt.
Wenn schon in 10 Fällen eine Vergiftungen mit Carbamaten eindeutig diagnostiziert werden konnte, lag in 19 weiteren Fällen zumindest ein Verdacht auf eine Vergiftung vor. Bei Kollisionen mit Windkraftanlagen gab es eine auffällige Häufung in den Monaten März, April und Mai. In der Kategorie Trauma sind 42 Seeadler zusammengefasst, die an einer Gewalteinwirkung verendet sind, die sich keiner spezifischen Ursache zuordnen lässt. Kollisionen mit der Bahn konnten in 65 Fällen für den Tod der Seeadler verantwortlich gemacht werden.
Aber die meisten Seeadler sind an einer Bleivergiftung verendet. Diese Diagnose wurde anhand der letalen Bleiwerte in Leber und Niere und am Sektionsbefund gestellt. Insgesamt wurden bei 46 Seeadlern Bleipartikel im Magen oder Kropf gefunden. In sieben Fällen konnten Bleischrote und in 39 Fällen Partikel von Teilmantelgeschossen zweifelsfrei identifiziert werden. Die Funde der bleivergifteten Adler sind nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt, sondern häufen sich signifikant während der Herbst- und Wintermonate.